Technik Infos zum Baur BMW TC3

Technik Infos zum Baur BMW TC3

Schönes Trostpflaster: Weil Baur dieses Coupé nicht bauen durfte, erhielten die Schwaben als Trostpflaster den Auftrag für den BMW Z1. Für Autodesigner Eberhard Schulz war der Baur TC3, der im Auftrag der Stuttgarter Cabrioschmiede Baur entstand, das vielleicht schönste Projekt in seiner Laufbahn. Schulz erinnert sich: „Die Zusammenarbeit mit Baur war fantastisch. Wir haben das Auto in Etappen fertig gestellt. Nach jedem Bauabschnitt gab es eine Manöverkritik und einen Finanz-Abschlag.” Unterm Strich wanderten gut 1,2 Millionen D-Mark (613.550 Euro) von Baur auf den Tresen des Hauses Isdera. Die Anforderungen von Baur an den Prototyp waren klar formuliert: Der TC3 sollte ein echtes Cabrio werden, das sich ohne Schwierigkeiten zum Gran Turismo umfunktionieren ließ. In der Realität war es umgekehrt: Der TC3 wurde als Coupé gebaut. Die Metamorphose zum offenen Viersitzer hat nie stattgefunden.

Als Basis diente Eberhard Schulz im Jahr 1985 ein zeitgemäßer BMW 325i (E30). Motor und Antrieb sollten soweit wie möglich nach hinten rücken, um eine optimale Gewichtsbalance von 50:50 zu erreichen. So wie BMW heute Autos baut. Der Frontmittelmotor erschien Schulz als beste Konstruktion für einen fahraktiven Sportwagen. Um die Technik des E30 wurde ein stabiler Gitterrohrrahmen aus korrosionsbeständigen GBK-Stählen geschweißt. Von Aluminium hielt Baumeister Schulz nicht viel: „Alu hätte nicht die hohe Zugfestigkeit geboten wie Stahl. Beim TC3 haben die gleichen Profile genommen, wie sie beim Flugzeugbau verwendet werden.”

Unter der aerodynamischen Dachhaut ist ein Rohrkäfig einlaminiert, der beim Crash einen gewissen Überschlagsschutz bieten soll. Front und Heckscheibe sind aus Verbundglas, die hinteren Seitenscheiben aus Makrolon. Eberhard Schulz war während seiner Zeit als Studio-Ingenieur bei Porsche verantwortlich für die Modelle 924/928 und hatte so gesehen ein gutes Gefühl dafür, wie aerodynamisch geformte Sportwagen hinlänglich aussehen müssten. Und deshalb verzichtete Schulz einfach auf die Vorversuche mit einem 1:5 Tonmodell im Windkanal der Uni Stuttgart. Vielleicht auch, weil ihm die damaligen Mietkosten von 2400 D-Mark (1227 Euro) pro Minute zu teuer erschienen.

Erst Ende 1986 als der Baur TC3 schon auf eigener Achse rollte, kam es zum Showdown im Windkanal von Mercedes-Benz. Das Aerodynamik-Spektakel, das gegen Nachmittag die ganze Halle füllte begann so: Um 10 Uhr morgens schoben Eberhard Schulz und Kollegen den TC3-Prototyp in die Halle. Erste Messung: cw -Wert 0,29. Der Windkanal-Chef rieb sich verdutzt die Augen. Der Baur TC3 war tatsächlich ein Weltrekordauto. Das Messprotokoll bescheinigte ihm: Null Abtrieb an der Vorder- und Hinterachse, Stirnfläche (cw x A) lediglich 0,5333 qm. Und alles aus der Hand gezeichnet.

Kein Wunder also, dass der nur 1190 Kilogramm leichte Grand Turismo mit phänomenalen Fahrleistungen aufwartete: die läppischen 170 PS aus dem BMW 325i reichen für satte 240 km/h Spitze. Das knackige, kurz übersetzte 5-Gang-Schaltgetriebe ermöglicht dabei verblüffend fixe Beschleunigungstiraden. Von Null bis 100 km/h vergehen gerade mal 6,5 Sekunden, mehr konnte auch ein BMW M3 von 1987 nicht. Giftig hängt der Reihen-Sechser am Gas, brummig faucht er vor sich hin, wenn der rechte Fuß gelupft wird. An diesem Auto passt einfach Alles. Sogar die Sitzposition. Die BMW-Sportsitze halten den Herrenfahrer fest im Zaum. Nur das archaisch eckige Cockpit des alten 3er BMW will nicht recht zur futuristischen Optik des TC3 passen. Das Dunkelgrüne Leder hat schon alle Geschmacksrichtungen der letzten Jahre durch: Von innovativ, über schräg-schrecklich bis zum Kult. Das Raumgefühl erinnert uns an einen anderen Sportwagen, wir wissen aber nicht so recht an welchen. Eberhard Schulz klärt uns auf: „Legen sie die Schnittzeichnungen des TC3 mal über die eines 911 SC von 1985. Sie haben exakt die gleichen Innenmaße. Die Nähe zum Cockpit, die filigranen A-Säulen und das luftige Raumgefühl sind eine Illusion. Die Illusion einen 911er zu fahren.”

Schulz hat recht. Das bekannte 911-Feeling kommt tatsächlich auf. Mit einem Unterschied: In diesem Gran Turismo können vier Fans bequem reisen. Satte 380 Liter Kofferraumvolumen plus ein vollwertiges Reserverad waren anno 1986 eine Kampfansage an alle herkömmlichen Sportwagen.

Der Wagen weckte Begehrlichkeiten, zum Beispiel auch bei Norbert Haug, heute Mercedes Rennsportchef und damals Chefredakteur eines Automagazins. Eberhard Schulz erinnert sich: „Haug wollte unbedingt, dass der Baur TC3 gebaut wird, setzte sich für uns ein.” Doch daraus wurde Nichts.

Schnell hatte die Münchner Konzernzentrale vom Baur TC3 Wind bekommen und forderte das Musterauto an. Über ein Jahr (1987-88) lang parkte der Baur TC3 dann in der Garage des damaligen BMW-Boss Eberhard von Kuhnheim, bis schließlich das Projekt auf Eis gelegt wurde. Baur bekam stattdessen den Auftrag, den BMW Z1 Roadster zu bauen. Das Todesurteil für den wundervollen TC3.

Technik Infos zum Baur BMW TC3

6 Zylinder Reihe, Front-Mittelmotor, längs eingebaut, zwei Ventile pro Zylinder, Hubraum 2476 cm3, 125 kW/ 170 PS bei 5.500/min, 225 Nm bei 4.200/min, 5-Gang-Schaltgetriebe, Heckantrieb Gitterrohr-Rohrrahmen aus Stahl, McPherson-Vorderachse, Schräglenker-Hinterachse Scheibenbremsen rundum, Reifen vorne und hinten: 225/45/VR11, L/B/H 4474/1740/1431 mm, Radstand 2604 mm, Leergewicht ca. 1190 Kilo, Tankinhalt 55l, Kofferraum 380L, 0-100 km/h in ca.