Deutschlands teuerstes PC

Deutschlands teuerstes PC

Von Sven AppelRund zehn Millionen Euro hat die mehr als drei Jahre dauernde Entwicklung von «Anno 1701» Sunflowers gekostet. Es ist damit das teuerste Computerspiel, das bisher in Deutschland programmiert wurde: Mehr als 100 Grafiker, Programmierer, Musiker, Tester und andere Spiele-Profis waren mit der Produktion des dritten Teils der Anno-Serie beschäftigt, der am 26. Oktober in den Handel kommen soll.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir nicht zu viel Geld ausgegeben haben», sagt Sunflowers-Präsident Adi Boiko in seinem Firmensitz im hessischen Heusenstamm. Boikos Optimismus hat seine Ursache vor allem in den Vorbestellungen des Handels. «Anno 1701» startet mit einer Rekord-Auflage: 450.000 Exemplare in Deutschland, weltweit rund eine Million. Die beiden Vorgänger brachten es zusammen auf 4,5 Millionen verkaufte Titel. Und weil «Anno 1503» und «Anno 1602» so erfolgreich waren, unterscheidet sich der Nachfolger auch nicht grundsätzlich. «Das Spielprinzip bleibt», sagt Boiko. Das heißt, der Spieler macht sich mit einem Schiff auf die Reise, besiedelt erst eine Insel, dann weitere und entwickelt so schließlich eine ganze Zivilisation.

Lachende Kinder oder DemonstrationenDennoch gibt es viel zu entdecken im neuen «Anno». «Die Grafik ist erstmals dreidimensional und auch detaillierter», sagt Chef-Designer Dirk Riegert. Macht der Spieler seinen Job als Gestalter gut, tanzen in den Straßen seiner virtuellen Städte glückliche Menschen. Kinder laufen lachend umher, und Liebespaare turteln miteinander. Läuft es schlecht, verschmutzen die Straßen, es kommt zu Prügeleien und Demonstrationen. «Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Bewohner abwandern und die Stadt schrumpft», erklärt Boiko. Bevor die Sunflowers-Entwickler sich ans neue Spiel gemacht haben, ging es laut Boiko darum, herauszufinden, was Anno-Fans von einem weiteren Teil erwarten würden: «Wir haben in der ersten Runde 30.000 Fragebögen an registrierte Spieler verschickt», erklärt Boiko. Die wünschten sich vor allem einen leichteren Einstieg ins Spiel. Der wurde in «Anno 1701» laut Markus Schwerdtel von der in München erscheinenden Zeitschrift «Gamestar» auch bekommen: «Das Spiel enthält mit ‘Annopedia’ ein Online-Lexikon», dass in die Anno-Welt einführen kann. Außerdem gibt es vier Spielszenarien für Anfänger.

Schlechte Laune durch TaschendiebeAuf die Wünsche der Spieler geht auch eine neue Funktion im Mehrspieler-Modus zurück. Die «Geheimdiplomatie» ermöglicht es, Gegenspielern Saboteure in ihre Städte zu setzen. «Die lockern dann zum Beispiel die Schrauben an den Rädern der Marktkarren und unterbrechen so den Warenfluss», erläutert Boiko. Man kann aber auch einen Rhetoriker schicken, der die Werktätigen durch aufrührerische Reden vom Arbeiten abhält. Und Taschendiebe sorgen in den Gassen für schlechte Laune. Dass die «Anno»-Titel sich von vielen anderen Computerspielen deutlich unterscheiden, zeigt sich auch am hohen Frauenanteil in der Anno-Spieler-Gemeinde. Er liegt laut Riegert bei 35 Prozent üblich seien fünf Prozent. «Das Spiel ist sehr friedlich», erklärt Markus Schwerdtel. Es gebe unter den Anno-Spielern zum Beispiel die Kategorie der «Schönbauer». «Die wollen einfach in Ruhe eine Stadt aufbauen und dann dem Gewusel zusehen.» Diesem Bedürfnis trägt «Anno 1701» durch den neuen Spielwiesen-Modus Rechnung. Hier darf der Spieler ungestört und ohne Geldnot Gebäude in die Landschaft setzen.

Oper, Pralinen und ParfümNeu im Spiel ist auch die Königin, die den Spieler mit einem Schiff ausstattet und auf Reisen schickt. Sie gewährt als Starthilfe auch ein Darlehen, so Riegert. «Später fordert sie dann Tribut.» Den zahlt man, oder man strebt die Unabhängigkeit an. Diese erlangt man durch weitere Zahlungen oder aber durch Krieg. Wer die Unabhängigkeit will, muss auch einen Leuchtturm bauen – eines der neuen Bauwerke in «Anno 1701». Zu den Novitäten gehören auch eine Oper und ein Schauspielhaus. Die Palette der Waren wurde ebenfalls vergrößert. Künftig werden zum Beispiel auch Pralinen und Parfüm hergestellt und gehandelt. Zunächst wird «Anno 1701» für den PC erscheinen. Sicher ist außerdem, dass es eine Version für die tragbare Spielekonsole Nintendo DS geben wird sowie eine Version für mindestens eine große Konsole im kommenden Jahr. (dpa)