Forum des VfL Germania Leer und seiner Fanpages

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Beim VfV Borussia 06 Hildesheim wird das Geld häppchenweise überwiesen. Oder gar nicht, denn schon seit Monaten können die Verantwortlichen des Fußball-Niedersachsenligisten den Spielern die vertraglich zugesicherten Bezüge nicht zahlen. „Ja, es gibt Probleme. Weil urplötzlich unser zweitgrößter Sponsor wegbrach”, sagt Vorsitzender Andreas Finke. Angeblich sei zunächst eine Ratenzahlung mit den Kickern ausgemacht worden.

Der Geldgeber, den Finke meint, ist die Firma Autopark Brau, dessen Geschäftsführung Mitte September ein Insolvenzverfahren beantragt hat. So fehlte von heute auf morgen ein nicht „unwesentlicher Betrag” (Finke) im Haushalt des Fußball-Vereins. Bis zum Jahresende wolle er die Schwierigkeiten allerdings behoben haben, versichert der Vorsitzende. Hoffentlich, denn schon jetzt verhandeln Leistungsträger des VfV mit anderen Klubs.

Beispielsweise war Thomas Heinicke in jüngster Zeit von den Verantwortlichen des Liga-Konkurrenten SV Bockenem angesprochen worden. An sich würde der 23-Jährige „sehr gern beim VfV bleiben”, doch er rechne mit dem Geld, sagt Heinicke. „Falls die Zahlungsschwierigkeiten weiter gehen sollten, müsste man nach Alternativen suchen.” Auch Hildesheims bislang erfolgreichster Torschütze Michael Steinemann sei laut VfV-Trainer Andreas Golombek von den Bockenemern angesprochen worden. „Doch Michael bleibt auf jeden Fall bei uns.”

Golombek beschwört seine geschlossene Mannschaft. „Die Jungs haben alle gesagt, dass sie sich gedulden. Denen geht es eben nicht nur ums Geld. Hut ab.” Allerdings sind die letzten Ergebnisse in der Liga deprimierend: 0:3 gegen Kellerkind Lohne, 2:6 in Ramlingen und 0:7 beim Tabellennnachbarn VfL Oldenburg – ist eine ziemlich ernüchternde Bilanz.

Dass der Kreisrivale aus Bockenem zur Rückrunde Verstärkungen sucht, hat dessen Trainer Matthias Henze schon vor Wochen angekündigt – und auch, dass er sich in der Region Hildesheim umtue. So gibt Manager Walter Niepel umunwunden zu, dass er Spieler des VfV 06 Hildesheim gelockt habe. Wer allerdings umworben werde, wollte Niepel nicht verraten. Geld für weitere Verpflichtungen scheint vorhanden. Vor gut zwei Wochen sagte SV-Vorsitzender Jürgen Meyer, dass er in nächster Zeit noch zwei oder drei größere Sponsoren in den Pool der Förderer aufgenommen könne.

Der Euphorie in Bockenem, die durch den Durchmarsch von der Bezirksliga in die Niedersachsenliga geschürt worden ist, steht die Tristesse nach jahrelangen Krisen im Friedrich-Ebert-Stadion gegenüber. Die fantastischen Pläne, möglicherweise bis in die Regionalliga aufzusteigen, die drückende Schuldenlast aus vergangenen Fehlplanungen, dazu sportlich durchwachsene Leistungen machen es Theodor Schönefeldt von der VfV-Marketing GmbH (die Firma vermarktet die Hildesheimer-Liga-Mannschaft) schwer, Geldgeber zu finden. Zudem habe der Hauptsponsor der Hildesheimer, die EVI Energiewerke, angekündigt, sich künftig verstärkt um den Schwimmsport kümmern zu wollen. So nimmt es nicht Wunder, dass nach dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren des Gönners Autopark Brau das ohnehin knappe Budget noch knapper wird.

Zweimal haben Mitglieder des Vorstandes in den vergangenen Wochen Krisensitzungen mit den Spielern des VfV und dessen Trainer Golombek anberaumt, jeweils nicht eingeladen worden sind Manager Schönefeldt und Liga-Obmann Walter Klußmann. Deshalb könne Schönefeldt wenig dazu erzählen. „Ich weiß nur, dass sich Spieler, Trainer und Vorstand fürs Erste geeinigt haben.” Das bestätigt Vorstand Finke, der mit den Kickern und Golombek ausgemacht habe, die künftigen und die noch ausstehenden Bezüge in Raten auszuzahlen.

Zunächst aber sollen diejenigen Fußballer Geld bekommen, die hauptsächlich von diesen Einnahmen leben. Andere, wie Heinicke, der eine Ausbildung zum Anlagenberater absolviere und dessen Wohnung vom Klub bezahlt werde, müssen sich gedulden, sagt der Mittelfeldspieler. „Bis jetzt habe ich noch keinen Euro gesehen. Bis Ende Januar halte ich aber erst einmal still.”

Doch woher soll das Geld kommen? „Nicht das erste Mal hat Theo Schönefeldt aus eigener Tasche dazu gezahlt, damit es weitergeht”, sagt Liga-Obmann Klußmann. „Wohin es gegangen ist, weiß ich nicht.” Solche Aussagen nähren Gerüchte um angebliches Gerangel zwischen dem Vorstand des Sportvereines und der Marketing, die aber laut Finke nichts weiter als Latrinenparolen seien: „Es ist alles ganz klar gegliedert. Theo Schönefeld vermarktet die Fußballer, ob investiert wird, entscheidet der Vorstand.” Kurzum: Schönefeldt schafft das Geld ran, der Klub gibt es aus. Ohnehin müsse jetzt jeder im Klub zusammenhalten, meint Klußmann. „Wir brauchen jede Unterstützung von potenziellen Sponsoren, denn die junge Mannschaft ist es wert, und sie hat viele Möglichkeiten.”Es ist gestern Abend eine Art Neuanfang gewesen, den Vorsitzender Andreas Finke und Präsident Michael Salge verkündeten. Zwei zusätzliche Kräfte werden die Vereinsspitze des VfV Borussia 06 Hildesheim künftig unterstützen. Martin Eggers (34) und Arne Hartmann (30) sind die neuen Beisitzer im Vorstand des VfV 06. Außerdem sponsern die EVI Energiewerke Hildesheim voraussichtlich die Fußballer weiterhin in gewohnter Manier. Bislang war die Angst umgegangen, dass sich das Unternehmen mehr und mehr vom VfV 06 zurückziehen könnte. Und schließlich bleibt Spielertrainer Andreas Golombek der I. Mannschaft aus der Niedersachsenliga erhalten. Bis 2008 soll sein Vertrag laufen.

Freilich fehlt an der Pottkuhle das übliche Aufgeregtsein, das gemeinhin herrscht, wenn Menschen etwas Neues beginnen – die meisten aus der Garde des VfV 06 sind nämlich schon lange im Fußball-Geschäft. Selbst Eggers und Hartmann dürften in der Hildesheimer Sportszene bekannt sein. Letzterer wird als Marketingmann für den Klub arbeiten,dazu ist Eggers ab sofort Teammanager.

Als ehemaliger Co-Manager bei den Eintracht-Handballern hat Eggers an der Seite von Gerald Oberbeck „einiges gelernt”, wie er selbst sagt. Die Aufgabe beim VfV 06 sieht er als große Herausforderung: „Der Klub ist in einer schwierigen Phase. Aber gerade das sehe ich als Motivation.”

Sehr eng zusammenarbeiten will der neue Teammanager mit Trainer Andreas Golombek. „Er ist der absolut richtige Coach für die Mannschaft. Sein Bleiben war Voraussetzung für meinen Einstieg. Ich denke, wir werden ein gutes Team bilden.” Während Eggers in allen Personalfragen mitentscheiden und die Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben soll, wird sich Hartmann vor allem um die Sponsorenpflege kümmern. Der 30-Jährige ist früher für die Hellas-Wasserballer auf Torejagd gegangen und spielt derzeit für Waspo Hannover.

Eggers und Hartmann übernehmen die Aufgaben des geschassten Theodor Schönefeldt, von dem und dessen Marketing GmbH sich Anfang des Jahres die Macher des VfV 06 getrennt hatten (die HAZ berichtete). Letztendlich gütlich, wie Präsident Salge betont. „Die wirtschaftlichen Verpflechtungen zwischen Verein und Marketing sind sauber entworren.”

Dass EVI den Klub auch weiter unterstützen will, kann als gutes Omen für die Nach-Schönefeldt-Ära gewertet werden. Noch ist aber der Sponsoring-Vertrag nicht unterzeichnet. „Es sieht gut aus, doch unser Vorstand hat genaue Vorstellungen über die Inhalte der Arbeit des VfV 06. Eine Voraussetzung ist, dass der Verein stark auf die Jugend setzt”, sagt EVI-Sprecher René Hußnätter. Über eben diese Inhalte muss der Klubvorstand der Chefetage der Energiewerke ein Konzept vorlegen.

Schließlich pocht EVI auf eine solide wirtschaftliche Arbeit des VfV 06. Häufig genug hat es Negativschlagzeilen über die wirtschaftliche Situation des Vereins gegeben, und die sollen jetzt vermieden werden. Hußnätter: „EVI erwartet von der Klubführung einen soliden Finanzplan.”

Andreas Golombek bleibt den 06-Borussen erhalten. Auf diesen Trainer werde gesetzt, da er als Integrationsfigur gelte, sagt Salge. Ihm trauen die Vorständler zu, die junge Mannschaft weiter zu formen und zudem neue Nachwuchsspieler einzugliedern. Salge: „Ohne Andreas wäre vielleicht der eine oder andere Kicker nach dem Ärger Ende des vergangenen Jahres gar nicht mehr im Verein.”

Golombek soll in den nächsten beiden Jahren ein Team aufbauen, das in der Lage ist, um den Aufstieg in die Oberliga mitzuspielen. Aber auch die Regionalliga bleibt im Gespräch – und gerechtfertigt wird dieses fantastische Ziel weiterhin mit nur einem Satz: „Visionen sind erlaubt.”.