Deutliche Kursverluste am Aktienmarkt

Deutliche Kursverluste am Aktienmarkt

Händlern zufolge schwindet die Hoffnung vor dem Gipfeltreffen der EU wieder. Der ehemalige griechische Ministerpräsident Lucas Papademos habe von realen Gefahren eines bevorstehenden Austritts Griechenlands aus dem Euro gesprochen und davon, dass es entsprechende Vorbereitungen gebe. Die Wall Street hatte ihre frühen Gewinne danach fast komplett abgegeben und in Asien drückte die Sorge deutlich auf die Kurse. Auf dem Sondergipfel wird nun damit gerechnet, dass sich der neue französische Präsident Franois Hollande für die Einführung von Eurobonds stark machen wird, gegen die sich Deutschland weiter sträubt.

Der Aktienkurs von SAP steht unter Druck und fällt um 2,2 Prozent. Der Softwarekonzern will den amerikanischen CloudComputingKonzern Ariba für 4,3 Milliarden Dollar übernehmen. Vielen scheine die Akquisition zu teuer, erklärten Händler. Analysten äußerten sich dagegen meist positiv.

Deutliche Kursgewinne am RentenmarktAm deutschen Anleihenmarkt steigen die Kurse kurz vor dem EUSondergipfel zur Schuldenkrise kräftig an. Am Abend treffen sich die Staats und Regierungschefs der EU und beraten über das weitere Vorgehen in der Griechenlandkrise. Die Anleger befürchten Meinungsverschiedenheiten und suchen die als besonders sicher geltenden Bundesanleihen, heißt es von Händlern. Der richtungweisende Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe, der BundFuture, gewinnt 50 Basispunkte auf 143,59 Prozent, der kürzer laufende BoblFuture 16 Basispunkte auf 126,07 Prozent.

Der EUSondergipfel dominiert das Geschehen an den Märkten”, heißt es im Morgenkommentar der Landesbank HessenThüringen (Helaba). Der neue französische Präsident Francois Hollande dürfte mit seiner Forderung nach Eurobonds für Unstimmigkeiten auf dem Gipfel sorgen. Ein Vergemeinschaftung der Schulden der Euroländer wird von Deutschland kategorisch abgelehnt. Außerdem reagieren die Investoren enttäuscht auf die jüngsten Entscheidungen der japanischen Notenbank. Die Bank of Japan hatte die Geldpolitik trotz der lahmenden Konjunktur nicht weiter gelockert. Das habe die Kauflaune an den Aktienbörsen gedämpft und die Anleger ebenfalls in die als besonders sicher geltenden Bundesanleihen gelockt.

Euro rutscht unter die Marke von 1,27 DollarDer Euro ist am Mittwoch vor dem EUSondergipfel zur Schuldenkrise weiter abgerutscht und deutlich unter die Marke von 1,27 Dollar gefallen. Im frühen Handel stand die Gemeinschaftswährung bei 1,2671 Dollar. Die kurze Erholung des Euro zu Beginn der Woche scheint vorbei zu sein, beschrieb Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank die Lage. Die Gemeinschaftswährung dürfte auch im weiteren Handelsverlauf durch die Unsicherheit vor dem EUGipfel unter Verkaufsdruck bleiben. Experte Karpowitz rechnet nicht mit nennenswerten Ergebnissen des EUTreffens. Es sei unwahrscheinlich, dass die Regierungschefs wirklich neue Vorschläge zur Wachstumsförderung vorlegen”.

Optimismus an asiatischen Börsen ist wieder verflogenDer kurze Anflug von Optimismus bei den Anlegern in Asien ist zur Wochenmitte bereits wieder verflogen. Schuld sind Aussagen des ehemaligen griechischen Premierministers Papademos, wonach ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone denkbar sei. Die Griechen hätten keine Wahl: Entweder die verabredeten Sparmaßnahmen würden eingehalten oder es stehe der Austritt aus der Gemeinschaftswährung bevor, so der Politiker. Das dämpft die Hoffnungen auf positive Impulse von Seiten des heutigen EUSondergipfels in Brüssel. Die Abstufung der japanischen Bonität durch Fitch vom Vortag tut ihr briges.

In Tokio gibt der Nikkei um 1,6 Prozent auf 8.589 Punkte nach und notiert damit auf dem tiefsten Stand seit Mitte Januar. Der südkoreanische Kospi verliert 1,4 Prozent auf 1.804 Punkte. Der Shanghai Composite Index liegt 0,5 Prozent im Minus bei 2.361 Punkte. In Sydney büßt der A 200 rund 1 Prozent auf 4.077 Punkte ein.

Ich persönlich denke, dass der heutige EUGipfel nicht viele Ergebnisse bringen wird, die die Situation in Griechenland oder Spanien ändern werden”, sagt Analyst Junichi Ishikawa von IG Market Securities in Tokio.

Zu den Europasorgen und der Abstufung der japanischen Bonität gesellen sich zu allem berfluss auch noch enttäuschende Konjunkturdaten aus Fernost: So hat Japan im April ein Handelsbilanzdefizit von 520 Milliarden Yen verbucht, erwartet wurde ein Minus von 473 Milliarden Yen. Die Exporte nach China gingen um rund 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Konjunktursensible Aktien und Rohstoffwerte stehen unter Druck. BHP Billiton und Rio Tinto sinken in Sydney um jeweils rund 1 Prozent, Fortescue Metals verbilligen sich um 3,5 Prozent.

Am japanischen Aktienmarkt zählen Immobilienwerte zu den deutlichsten Verlierern, belastet von enttäuschten Hoffnungen auf geldpolitische Lockerungen durch die Bank of Japan. Die Notenbank hat an ihrem geldpolitischen Kurs festgehalten und ihren Leitzins bei 0,0 bis 0,1 Prozent belassen. Mitsubishi Estate verlieren in Tokio 2 Prozent und Mitsui Fudosan geben um 1,4 Prozent nach.

Nachbörsliche Kurse und Meldungen aus AmerikaLeichter präsentierten sich die Aktienkurse im nachbörslichen amerikanischen Handel am Dienstag im Vergleich zum regulären Geschäft. Der Nasdaq After Hours Indicator fiel um 0,23 Prozent auf 2533,27 Zähler.

Der Computerhersteller Dell hat am Dienstagabend nach der Schlussglocke für das erste Quartal 2012 schwache Zahlen vorgelegt. Zwar hatten Analysten Unheil kommen sehen, doch das Ergebnis blieb noch weit hinter den ohnehin gedämpften Erwartungen zurück. Im ersten Quartal sank der Gewinn um 33 Prozent. Das Ergebnis je Aktie betrug 0,36 Dollar, das sind 0,05 Dollar weniger als von Analysten erwartet. Der Umsatz sank um 4 Prozent auf 14,4 Milliarden Dollar. Auch die Umsatzprognose für die laufende Periode verfehlte die Marktprognosen. Der Kurs fiel um 12,9 Prozent, der nachbörsliche Schlusskurs lag damit bei 13,14 Dollar.

Die Titel von Morgan Stanley büßten 0,7 Prozent auf 13,22 Dollar ein. Ein Vertreter des Bundesstaates Massachusetts teilte mit, dass die Wertpapierbehörde des Staates eine Vorladung an das Kreditinstitut übermittelt hat. Dabei soll es sich um die Behandlung von sensiblen Informationen im Vorfeld des FacebookBörsengangs drehen. Offenbar hat Morgan Stanley hauseigene Analystenschätzungen zum Umsatz des sozialen Netzwerks handverlesenen Investoren präsentiert.

Gesucht waren dagegen die Anteilsscheine von TakeTwo, die sich um 5,9 Prozent auf 11,82 Dollar verteuerten. Die SoftwareSchmiede enttäuschte ergebnisseitig im vierten Quartal und auch im Ausblick auf die Auftaktperiode, allerdings überraschte sie positiv beim Umsatz. Noch deutlicher zogen die Papiere von PetSmart an, die um 9,7 Prozent auf 0,61 Dollar zulegten. Der Anbieter von Haustierbedarf hob seine Prognose für 2012 an.

Dow gibt Gewinne wegen Sorgen um Griechenland abDie abermals aufflammende Furcht vor einem EuroAustritt Griechenlands hat am Dienstag die Erholung der amerikanischen Börsen beendet. Händler zitierten Medienberichte, in denen der ehemalige griechische Ministerpräsident Lucas Papademos einräumte, das Land erwäge Vorbereitungen für einen Austritt. Diese Berichte drückten auch den Euro deutlich. Zuvor hatte eine schwungvolle Belebung des Immobilienmarktes noch etwas Optimismus verbreitet und vor allem Finanzwerten einen Schub gegeben.

Der DowJonesIndex der Standardwerte verabschiedete sich nach einer Berg und Talfahrt minimal schwächer bei 12.502 Punkten. Der breiter gefasste S konnte sich dagegen leicht auf 1316 Zähler verbessern. Die Technologiebörse Nasdaq büßte 0,3 Prozent auf 2839 Stellen ein.

Einige Anleger hatten den Kursgewinnen jedoch auch zuvor schon nicht über den Weg getraut. So warnte Analyst Richard Ross von Auerbach Grayson, erst Kurgewinne beim Euro, Rohstoffen und in den Schwellenländern würden Gewissheit über die Nachhaltigkeit eines Aufwärtstrends liefern.

Weil eine Erholung des seit der Finanzkrise stark gebeutelten Immobilienmarktes vor allem den Banken zugute kommen würde, verteuerten sich die Titel der Branche im Schnitt um 0,7 Prozent. Bank of America verzeichneten ein Plus von 2,2 Prozent und JP Morgan von 4,6 Prozent. Zu den Gewinnern gehörten auch die Titel der SoftwareFirma Ariba, die um knapp 20 Prozent in die Höhe schossen, nachdem SAP die bernahme des Unternehmens verkündet hatte.

Facebook büßten noch einmal 9 Prozent auf 31 Dollar ein. Dabei richtet sich der Blick enttäuschter Anleger zunehmend auf die den Börsengang begleitende Bank Morgan Stanley. Unmittelbar vor dem Sprung auf das Parkett senkte das Kreditinstitut Anlegern zufolge die Umsatzprognose für das weltgrößte OnlineNetzwerk. Das passierte noch während der Werbetour so was habe ich in den vergangenen zehn Jahren nicht erlebt”, sagte ein Insider bei einer Fondsgesellschaft. Nach Ansicht von Investoren hat Morgan Stanley damit Anleger verschreckt und zu dem schwachen Börsendebüt beigetragen. Morgan Stanley Aktien profitierten dennoch von dem Aufwind in der Finanzbranche und zogen ein Prozent an.

Zu den Gewinnern zählten auch die Aktien des weltgrößten ElektronikEinzelhändlers Best Buy, der im Quartal mehr verdiente als von Analysten erwartet. Dies nährte Hoffnungen bei den Anlegern, dass die Umstrukturierungen des Konzerns erste Früchte tragen. Die Aktie gewann rund 1,5 Prozent.

Amerikanische Staatsanleihen geben weiter nachDie amerikanischen Staatsanleihen haben am Dienstag ihren Abwärtstrend fortgesetzt. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach der vorangegangenen Kursrally. Gleichzeitig hieß es, die Anleger machten im Vorfeld neuer Emissionen in dieser Woche Platz für neue Titel. Das zehnjährige Papier verlor deshalb 10/32 auf 9924/32. Dabei kletterte die Rendite auf 1,78 Prozent. Die dreißigjährige Anleihe gab sogar 110/32 nach auf 10218/32 und rentierte mit 2,87 Prozent.